Donnerstag, 29. August 2013

Ein Plausch mit Mama Bär


Berge am Horizont, eine pfeilgerade Strasse, links und rechts Wald, mein Tacho zeigt 22km/Std., die Morgensonne wärmt schon meinen Rücken während meine Finger noch frieren. Ich überlege gerade ob ich noch einen Zahn zulegen soll, da sehe ich weit vorne von der rechten Seite einen Bären aus dem Wald kommen. Ich bremse sofort, den Bären soll man auf jeden Fall die Vorfahrt lassen. 10 bis 15 Meter vor dem Bären komme ich zum stehen. Da kommt noch ein Junges aus dem Gebüsch und gleich noch zwei von den Kleinen. Irgendwie sah das recht putzig aus, aber so richtig genießen konnte ich das Schauspiel nicht, den mir ist fasst das Herz stehen geblieben. Obwohl ich gar nicht weiß, ob dass bei der Menge Adrenalin im Blut überhaupt möglich gewesen wäre. Bei Gelegenheit frage ich da mal einen Arzt.
Mama Bär machte keine Anstalten die Strasse zu überqueren. Sie blieb am Strassenrand stehen, schnüffelte in meine Richtung und spitzte ihre Ohren. Die Jungen haben neugierig kurz das selbe gemacht und eines lief frech gleich in meine Richtung, wurde aber Gott sei Dank von seiner Mama sofort zurück gerufen. Ich war dann auch gleich wieder uninteressant für die Kleinen und sie haben mit sich selbst gespielt. Nur Mama Bär hat ihren Blick keinen Augenblick von mir gelassen. Den Bärenspray habe ich natürlich nicht dabei und so ein Hundespray bringt so eine Grizzly-Bärenmamma (das kann man am Höcker am Rücken erkennen) maximal zum niesen. In einer Broschüre über Bären habe ich gelesen, nach neuesten psychologischen Erkenntnissen soll man dem Bär zeigen, dass man ein Mensch ist. Am besten tut man dies indem man mit dem Bär ruhig redet und dabei die gestreckten Hände langsam auf und ab bewegt. Warum die Bären einen bei der affigen Bewegung als Mensch erkennen sollen will sich mir nicht so recht erschliessen. Da kann man nur hoffen, dass die Bärin die Broschüre von der Psychologin auch gelesen hat.  Mir bleibt ja nichts anderes übrig als fest daran zu glauben, also fange ich an: Arme hoch und runter und hallo Frau Bär, ein schöner Morgen, wie geht es Ihnen und Ihren Kindern. Keine Antwort aber ich habe das Gefühl, als ob sie schon ein wenig freundlicher guckt. Motiviert durch die freundliche Regung habe ich ihr Verständnis entgegen gebracht: „sie haben es bestimmt nicht leicht mit den drei Kleinen“ und dann habe ich ihr erzählt, dass meine Mutter auch 13 Kinder groß gezogen hat und dass es auch Zeiten gab in denen es nicht leicht war alle satt zu bekommen. Ich glaube das hat Mutter Bär verstanden. Dann habe ich ihr gesagt, dass ich achtzig mal Onkel, Uronkel und Ur-Ur-Onkel bin. Ja, da war sie richtig beeindruckt. Und dann ist mir noch ein früherer Arbeitskollege eingefallen dessen Frau ein 4. Kind erwartete, welches er sich eigentlich nicht leisten konnte. In seiner Verzweiflung suchte er bei einem Priester Rat. Der tröstete ihn mit dem Spruch. „Schickt der Herr a Häsle, schickt er au a Gräsle.“ irgendwie fand sie das Blöd. Sie hörte interessiert zu, schnuffelte dann aber in meine Richtung, aber rührte sich nicht vom Fleck und machte auch keine Anstalten die Strasse zu queren. Eigentlich hätte sie längst begreifen müssen, dass ich ein Mensch bin und kein Futter, denn während ich erzählte, habe ich immer die affige Bewegung gemacht und die Arme langsam auf und ab bewegt. Weitere Geschichten die Frau Bär interessieren könnten sind mir ad hoc nicht eingefallen, da habe ich sie mit ihren Jungen zum Abendessen eingeladen. Ich glaube daran ist sie interessiert aber sie wartet immer noch. Vielleicht will sie wissen was es gibt. Was hatte ich noch im Kühlschrank. Sauerkraut und Schinken, das sich Edda gewünscht hat. Nein, das schmeckt ihr vielleicht nicht, da hätte sie womöglich ein schnelles Frühstück bevorzugt. Hähnchenschenkel könnte sie mögen. Hähnchen sage ich etwas zu laut. Nicht das ich sie damit erschreckt habe, aber strenger geguckt hat sie schon. Dann wurde sie aber wieder freundlicher und hat wieder leicht mit dem Kopf genickt. Ich habe das so gedeutet als ob sie an meiner Einladung interessiert ist. Da sie aber die Strasse immer noch nicht queren wollte nahm ich an, sie wolle wissen wie ich das Hähnchen zubereite. 
Zuerst muss man das Olivenöl in einem hohen Topf erhitzen, aber nicht zu heiß, dann Salz und eine getrockete Chilischote in das heiße Öl geben, dadurch wird die Haut beim Anbraten schön gross. Während die Hähnchenschenkel langsam schmoren den Knoblauch und Fenchel in Würfel schneiden. Wenn die Schenkel kräftige Röstaromen entwickelt haben, den Knoblauch und den Fenchel darüber streuen und die Schenkel wenden. Dabei fällt der Knoblauch und Fenchel ins heisse Öl und die Schenkel liegen oben auf. Jetzt muss man aufpassen, damit der Knoblauch nicht verbrennt und bitter wird. In der Zwischenzeit verschiedene Kräuter hacken und die Zucchini klein schneiden aber zuvor das Kernhaus entfernen, damit die Zucchini nicht matschig werden. Wenn der Knoblauch die ersten Röstaromen entwickelt mit einem kräftigen Schluck Weisswein ablöschen. Nein, sie brauchen sich wegen den Kleinen und dem Wein keine Sorgen zu machen, der Alkohol verdampft. Wir brauchen nur die Säure vom Wein der gibt dem Essen zusammen mit der Chili einen gewissen Pfiff. Jetzt kommen die Zucchini auf das Fleisch, die Kräuter darüber streuen, eine handvoll schwarze Oliven und eine Dose Tomaten darüber. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit geschlossenem Deckel langsam simmern lassen bis das Fleisch durch ist und die Zucchini noch schön knackig sind. Gegessen wird es dann mit einem frisch gerösteten Weissbrot. Ich nenne das Gericht nach Ihnen. Mama Bärs Hühnchen. Ist Ihnen heute Abend 8 Uhr recht. 
Während ich Ihr das alles erzählte, habe ich mich und mein Fahrrad langsam rückwärts bewegt, so dass jetzt mindestens 20 m zwischen mir und der Bärenfamilie lagen.
Ich glaube, die Bärin hat die Essenseinladung angenommen. 8 Uhr schien ihr auch recht zu sein, denn sie hat mit ihren kleinen die Strasse überquert und ist auf der anderen Seite wieder im Wald verschwunden. Gott sei Dank hat sie nicht bemerkt, dass ich Ihr nicht gesagt habe wo das Abendessen statt findet.
Ich habe mein Adrenalin genutzt um die 43km bis zum Treffpunkt mit Edda in Rekordzeit zurück zu legen.

Freitag, 23. August 2013

Oh Darling, wie nett


„Oh Darling, wie nett, Du hast genau mein Lieblingsessen bestellt. Dazu würde ein milder Rosé sehr gut passen.“ Man könnte vermuten, Edda hätte mich auf diese Weise gelobt, als wir gestern Abend in einem netten Restaurant in Anchorage zusammen saßen. Weit gefehlt. So redet Edda nicht mit mir und schon gar nicht auf englisch. Wenn ich nicht selbst der Betroffene gewesen wäre, würde ich es selbst nicht glauben. Es war die Bedienung die mich so liebkoste. Edda hat sie mit Sweety angesprochen und von ihrer Bestellung war sie auch entzückt. Mir ist nicht gleich ein Kosename eingefallen und so haben wir es bei der einseitigen Liebkosung belassen. Zu ihrem Lieblingsessen wollte ich sie auch nicht gleich beim ersten kennen lernen einladen. Nachdem die Bedienung bemerkte, dass wir die intime Unterhaltung nicht vertiefen wollten, hat sie sich freundlich mit unserer Bestellung zurück gezogen. Vielleicht waren wir zu reserviert und wir hätten wenigsten Danke Schatzi sagen sollen. 
An unserem Nachbartisch beobachten wir, wie der Gast -Robert- sich beim Ober überschwänglich und mit Handschlag vorstellt. Der Ober nannte genau so überschwänglich seinen Namen -Jeff- und war überglücklich über den Besuch von Robert. Dann stellte Robert seine Hanni vor. Jeff macht ein Kompliment, dass ich nicht genau verstanden habe, aber Hanni lacht aufreizend, sagt: oh Honey... und streicht dabei über die Brust von Jeff.
Immer noch fasziniert über die Herzlichkeit des Miteinanders trinke ich mein Glas Wasser leer und da kommt Honey an unserem Tisch vorbei. Ich möchte ihn bitten mein Glas nachzuschenken. Mein Honey bleibt mir durch den strafenden Blick von Edda aber im Hals stecken und so wird ein Ho-err Ober daraus und mein Ruf bleibt ungehört.

Freitag, 16. August 2013

Neues Mitglied im Polar Bear Club


Edda zieht sich tapfer Schuhe und Strümpfe aus und steigt in den Arctic Ocean und wird damit offiziell in den „Polar Bear Club“ aufgenommen. Ich begnüge mich mit meiner Bärenhose.
Ja, jetzt sind wir an den Anfang unserer Panamericana-Tour angekommen. Weiter Richtung Norden kann man nicht mehr fahren. Auch wenn es hier nicht besonders Einladend ist, so ist es doch ein gutes Gefühl wenn man am Top of the World angekommen ist, nur noch das Eis der Arktis liegen vor uns.  Edda als neues Clubmitglied, ich mit meiner Bärenhose und zufrieden mit uns, machen wir uns durch die Ölfelder der Prudhoue Bay auf den Weg Richtung Süden. So lange bis Edda auch in den „Kaiserpinguin Club“ aufgenommen wird.


Dienstag, 13. August 2013

Unsere Position am 13.08.2013

Unser Position, ich finde sie sehr beeindruckend.



—-- Artikel wurde von Helmut Tanner erstellt

Position:Prudhoe Bay,Vereinigte Staaten

Am Anfang der Panamericana

Oben oder unten, am Anfang oder Ende der Welt, wer weiß das schon so genau. Wir sind nach einer tollen Fahrt am Startpunkt unserer Panamericana-Tour angekommen. Heute hängen wir noch unsere Füße ins arktische Meer und dann geht es nur noch Richtung Süden bis wir unsere Füße wieder ins kalte Wasser hängen können, dann allerdings in Ushuaia.



—-- Artikel wurde von Helmut Tanner erstellt

Montag, 12. August 2013

Ölbohrer

So sehen Ölbohrer aus, wenn sie Essen gehen und wir auch.



—-- Artikel wurde auf meinem iPhone erstellt

Position:Prudhoe Bay,Vereinigte Staaten

Samstag, 10. August 2013

An den Anfang der Panamericana zur Prudhoe Bay

In Fairbanks bereiten wir uns auf den Dalton Highway (1000km Schotter durch Niemandsland) vor.
Tanken, einkaufen, Räder verstauen, kräftig frühstücken, Feuerholz sammeln.... In 8 Tagen sind wir, je nach Wetter, verschlammt oder verstaubt, wieder zurück.



—-- Artikel wurde von Helmut Tanner erstellt

Position:Birch Ln,College,Vereinigte Staaten

Donnerstag, 8. August 2013

10.000km Kanada


Nach 7 Wochen, 10.000 km und einem durchquerten Kontinent verlassen wir heute Kanada. Von Dawson City aus über den „Top of the World Highway“ reisen wir in Alaska ein. Natürlich ist das heute keine große Sache mehr und trotzdem ist es ein gutes Gefühl in Dawson City zu sitzen, auf der Karte die gefahrene Strecke einzuzeichnen und die letzten 7 Wochen Revue passieren zu lassen. Das mache ich hier natürlich nicht, wir sind schliesslich kein Reiseführer. Obwohl es keine großen Highlights auf der Strecke gegeben hat die einem vom Hocker reissen, war die Fahrt durch Kanada doch klasse und hat unsere Sicht auf Kanada ein wenig zurecht gerückt.