Freitag, 26. Juli 2013

Erzähl´s der Highway-Libelle


Seit einer halben Stunde bin ich auf meiner morgendlichen Tour mit meinem Rad auf der Highway Richtung Westen in Zentral-Kanada unterwegs. Der Morgen ist noch frisch, der Himmel ist wolkenlos und ich genieße die Wärme der ersten Sonnenstrahlen auf meinen Rücken. Meine Beine treten die Pedale wie ein Uhrwerk und der Tacho zeigt konstant 21km/Std. Langsam verändert sich mein gesamter Zustand. Es schein, als ob es sich von alleine fährt. Die Beine werden leichter, die frische Luft atmet sich wie reiner Sauerstoff, die Farben werden bunter und leuchtender, die Musik aus meinem iPhone-Grammophon wird klarer und heller. 
Ich beginne der Libelle, die mich schon seit ein paar Minuten begleitet zu erzählen, dass bei den runden Heuballen die wie zufällig auf der grünen Wiese verstreut liegen doch ein System zu erkennen ist. Schau mal, weiter hinten, das weiße Bauernhaus mit dem roten Dach und gleich daneben die drei bunten Getreide-Silos. Sie sehen mit ihren Farben weinrot, blau und gelb, den runden Dächern und den Ringen, aus wie drei Daumen die nach oben zeigen. Und hier, auf der anderen Seite, dieses leuchtende gelb der endlosen Rapsfelder. Und da dieser Bauernhof mit dem lindgrünen Haupthaus und den braunen Nebengebäuden im Schatten der hohen Laubbäume. Er steht inmitten eines quadratischen Fruchtfeldes das zartblau leuchtet wie Vergissmeinnicht.  Alles umringt von einem gelben Meer.  
Da vorne an der Biegung bei dem kleinen See weidet eine kleine Gruppe von Pferden, einige stehen knietief im Wasser und saufen. Die Weiden der Ranch sind mit Holzzäunen die von der Sonne grau geworden sind eingesäumt.  Ein Weg führt durch ein Holztor zum Herrenhaus und den Stallungen, die auf einer kleinen Anhöhe liegen.
Das es schon seit geraumer Zeit kräftig bergauf geht, spüre ich praktisch nicht. Meine Batterie ist noch voll und meine Beinmuskeln entwickeln sich seit Wochen und werden täglich kräftiger. 
Erst als ich von den warmen Auspuffgasen, eines nah an mir vorbei rauschenden Trucks gestreift werde und ich den Diesel schnuppere, wird mir wieder gewahr wo ich im Moment bin. Meine Begleiterin die Libelle hat sich französisch verabschiedet und ich merke, das ich mit mir selbst rede.
Ein wunderbarer Morgen Heute. Auf der Trans-Canada-Highway Nr. 1 Richtung Westen.


Donnerstag, 25. Juli 2013

Manitoba Stampede

Eines der grössten Rodeos in Canada, die Manitoba Stampede finden in Morris bei Winnipeg im Juli statt. Dort treffen sich die harten Männer und Frauen aus Canada und den USA.







































Montag, 22. Juli 2013

55+


Vor einigen Tagen bin ich mit Edda in ein schickes Shushi Restaurant gegangen. Wir warten am Eingang vor dem Schild wo drauf steht wir sollen warten bis der Ober kommt. Es dauert nicht lange, da kommt eine junge hübsche Dame auf uns zu. Begrüßt uns sehr freundlich, will wissen wie es uns geht, ist aber ein wenig überrascht, dass es uns gut geht, freut sich dann aber darüber. Sie will wissen ob wir auch Shushi essen wollen. Auf unser verdutztes Gesicht reagiert sie sofort mit einer Erklärung. „Es gibt heute Buffet zum Preis von 22 Dollar und weil heute Mittwoch ist, können sie zum gleichen Preis auch Shushi essen. Wenn Sie Buffet mit Shushi essen wollen, gebe ich Ihnen die Shushi-Karte und den Bestellzettel, wo sie mit dem Bleistift, den ich ihnen auch mit gebe eintragen, was sie wünschen“. Wir wollen. Sie führt uns über einen weichen Teppich durch das schicke klimatisierte Lokal an unseren Tisch. Sie wartet bis wir Platz genommen haben, legt die Menue-Karten vor uns auf den Tisch und fragt ob wir noch eine Frage haben. „Nein danke, alles perfekt“. Fein, "der Ober kommt gleich und nimmt Ihre Getränkebestellung auf“, sie verabschiedet sich und geht wieder zu dem Schild am Eingang, wo sie die neuen Gäste genau so freundlich begrüßt.
Zwei Minute später ist der Ober an unserem Tisch und begrüßt uns genau so freundlich. Will wissen wie es uns geht und ist genau so über unsere Antwort überrascht, freut sich dann aber doch überschwänglich, dass es uns gut geht. Er erklärt uns noch mal ganz genau, wie das mit dem Buffet und mit der Shushi-Bestellung funktioniert. Dann will er wissen ob wir schon einen Getränkewunsch haben. „Wir hätten gerne einen Weißwein, ob er uns einen empfehlen kann frage ich. „Ja, wir haben einen sehr guten Hauswein aus Ontario“. Unsere Bestellung von einer Flasche hat er aber erst angenommen, nachdem er uns zwei Gläser zur Probe gebracht hat. Mit dem Wein bringt er auch zwei Gläser Wasser und ein Amuse Gueule und wünscht uns einen schönen Abend.  Die Shushi-Variation die wir ausgewählt haben, hat uns beide Überrascht. Beide haben wir noch nie so ein gutes Shushi gegessen. Einfach klasse. Auch das warme Buffet war mit tollen Leckereien bestückt. Wir waren vollkommen zufrieden. Essen, Service und Getränke waren perfekt. Wir fühlen uns wohl und verwöhnt.
Es hätte ein perfekter Abend in der verschlafenen Stadt Thunder Bay sein können, wenn nicht das Bezahlen gewesen wäre. „Ha, ha, ha“. Nein, nicht so wie man sich das denken könnte, ganz im Gegenteil.
Als der Abend zu Ende war und wir beim Ober die Rechnung bestellten, ging er, kam aber kurz darauf wieder zurück und fragte ob wir Senioren sind. Meinem ungläubigen Gesicht folgte sofort die Erklärung „55+“. Ich immer noch ganz verdutzt sage, ich bin schon 60 und Edda sagt: und ich 58.
Nachdem ich mich wieder gefasst habe, frage ich ihn, warum in aller Welt er das den wissen will. Wegen des Seniorenrabatts sagt er freudenstrahlend. „Wie groß ist den der Rabatt?“ „Ein Dollar pro Person“ Meine Frage, warum er uns wegen 2 Dollar beleidigt, hat er gar nicht verstanden. „Wieso, sie bekommen doch 2 Dollar geschenkt“  Ob er den nicht sehen kann, dass wir gar nicht wie Senioren aussehen wollen. Nur unverständliches Achselzucken.
Schon komisch, da tun die Alles, für einen perfekten Service und dann so was.
Auf der anderen Seite können wir ja froh sein, dass sie uns nur einen Seniorenrabatt und keine Seniorenportion gegeben haben.
Wir bezahlen ohne Seniorenrabatt!

Kanadische Autofahrer


In Damaskus hat mir mal ein Taxifahrer den Unterschied von Syrischen und Deutschen Autofahrern erzählt. Wenn ein Syrischer Autofahrer stirbt dann steht auf seinem Grabstein „Er wollte Recht haben“. Beim Deutschen steht „Er hatte Recht“.
Ich ergänze um einen Kanadischen Autofahrer „Er wußte nicht wann er Recht hat“ 
Bestimmt werdet ihr mir gleich heftig widersprechen, wenn ich mich ein wenig über die Fahrkünste der Kanadier auslasse. „Die fahren doch alle so rücksichtsvoll und sind zuvorkommend.“ „In Kanada kann man doch völlig entspannt Auto fahren.“ Ja, dem kann ich nicht widersprechen, aber dies hat nichts mit den Fahrkünsten der Kanadier zu tun sondern nur damit, dass es so wenige von Ihnen gibt. Die können sich ganz gut an Ihre wenigen Regeln halten. Z.B. bei einem Stoppschild, dass in der Regel 2-3 m vor der Kreuzung aufgestellt ist und keinerlei Einblick in die Vorfahrtstrasse erlaubt, halten. Das machen sie. sie halten und dann dauert es eine Weile (in der Weile stellen sie sich vermutlich die Kreuzung vor, die sie nicht einsehen können) bis sie ganz langsam zur Kreuzung vorfahren, wo sie sehen können ob wer kommt. Meistens kommt sowieso niemand. Dann kreuzen oder biegen sie ein. Dies beherrschen sie ganz gut. Anders sieht es aus, wenn sie an eine Kreuzung kommen ohne Stoppschild und wenn noch andere Verkehrsteilnehmer gleichzeitig auf die Kreuzung treffen. Zugegeben, die Regel, die dann zur Anwendung kommt ist auch gewöhnungsbedürftig. Wer zuerst an der Kreuzung eingetroffen ist, darf auch als Erster wieder fahren. Dann der Zweite, Dritte usw. 
Jeder hält an der Kreuzung, meist viel zu weit vor der Kreuzung und schaut ob sonst noch jemand da ist. Wenn er der Erste ist der angekommen ist, fährt er nach einer gewissen Zeit wieder langsam weiter, dann der Zweite, Dritte usw. Ganz anders sieht es aus wenn auch ich an der Kreuzung erscheine. Ich fahre relativ flott bis zur Kreuzung vor, diese Fahrweise erschreckt die Kanadier immer. Nachdem ich kurz stoppe und alle stehen und auch nicht den Eindruck machen als ob sie bald wieder los fahren wollen, fahre ich sofort weiter. Im Rückspiegel kann ich ein paar hundert Meter weiter noch sehen, dass sie immer noch stehen. Vermutlich haben sie aus lauter Schreck vergessen wer als erster gekommen ist und jetzt als erster fahren darf. Ein Kanadier kann sich nur sehr schwer ein Verhalten ausserhalb ihrer Regeln vorstellen. Und da haben sie natürlich mit mir Ihre liebe Not. Die Kanadier glauben, dass die einzigen Hindernisse auf einer Strasse entweder Schilder oder Ampeln sind. Regelwidrige Autofahrer, Fußgänger oder Radfahrer existieren in ihrer Vorstellung praktisch nicht. Als Fußgänger oder Radfahrer eine Strasse zu queren ist nicht so einfach. Absichtlich einen Fußgänger oder einen Radfahrer überfahren, dass würde ein Kanadier nie tun. Er würde dich aber auch nie über die Strasse lassen wenn du ohne Ampel Anstalten machst die Strasse zu queren. Er kann sich einfach nicht vorstellen, dass jemand so etwas Gefährliches tut. Also musst Du einfach los laufen und möglichst winken. Frühestens, wenn Du mitte Strasse bist registriert er „Oh Mann, da quert ja ein ein Mensch zu Fuß die Strasse“ und steht voll in die Eisen und kann froh sein, wenn ihm niemand hinten rein fährt weil sich der Nachfolgende auch nicht vorstellen kann, dass jemand so etwas Gefährliches tut, wie mitten in der Fahrt scharf abzubremsen. Bei kanadische Strassen fällt bei einer Strassenverengung die rechte Spur weg. Das bedeutet, wenn man rechts fährt muss man bei der Verengung auf die linke Fahrspur wechseln. Wir setzen den Blinker, damit das Auto auf der linken Spur weiß, der will die Spur wechseln und wir wechseln. Aus irgend einem mir unbekannten Grund glaubt der Kanadier nicht, dass mit dem Blinken auch ein Spurwechsel folgt. Im Rückspiegel kann man fast immer erkennen wie er ins straucheln gerät, weil man für ihn so unverhofft die Spur gewechselt hat. Ich habe auch das Gefühl, es fällt ihm schwer auf zwei Dinge gleichzeitig zu achten. Normalerweise sind sie bei Radfahrern sehr rücksichtsvoll und machen einen weiten Bogen beim überholen. Wenn aber zum Radfahrer auch noch Gegenverkehr kommt sind die meisten überfordert. Wenn´s hart auf hart kommt muss halt der Radfahrer von der Strasse, der gehört ja irgendwie auch nicht auf die Strasse. 
Also ich glaube die Kanadier haben schlechte Fahrschulen. Man bringt ihnen bei, dass wenn man links abbiegen will, man zuerst links blinken muss. Man bringt ihnen aber nicht bei, dass wenn einer links blinkt, er auch nach links abbiegen will. Von alleine kommen sie nicht drauf. Ich kann nur wiederholen, die können Gott froh sein dass es so wenige von ihnen auf der Strasse gibt. Eines können sie allerdings viel besser als wir. Sie können mit ihren riesigen WoMo´s rumfahren und perfekt rückwärts einparken.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Fort Williams in der Thunder Bay


Schon wieder im Museum. Aber dieses mal in einem ganz besonderen. Die haben ein ganzes Fort originalgetreu wieder aufgebaut. Das besondere daran ist, dass das Fort auch noch bewohnt ist. Interessant war auch, dass kaum Touristen da waren und die "Einwohner" praktisch unter sich waren.
So bekamen wir einen sehr guten Eindruck davon wie das damals war. So einfachen Gemütern wie uns gefällt das natürlich.