Samstag, 22. März 2014

Kojoten, Millionen Schmetterlinge und ein Fluss mit heissem Wasser

Die hübsche Aztekin mit dem Vollmondgesicht winkt uns mit einem Lächeln, dass ihr Gesicht noch runder wirken lässt, zu. Dann dreht sie sich um und steigt die Böschung zum Fluss hinunter. Ich stehe auf, weil ich sehen will, ob sie tatsächlich samt den Kleidern in den Fluss steigt. Gerade kann ich noch sehen, wie ihr Kopf mit den langen, pechschwarzen Haaren im türkis-farbigen-dampfendem Wasser untertaucht. Fasziniert und kopfschüttelnd setze ich mich wieder zu Edda. Was dann passiert fasziniert uns noch mehr. Nach und nach fliegen die nassen Kleidungsstücke der Aztekin die Böschung herauf und landen auf der Wiese. Zuerst fliegt die hellrot gesprenkelte Schürze, gefolgt von einem fuchsrote Rock, dann platscht eine dunkle Strickweste am Ufer auf. Eine hellblaue Bluse, ein Höschen und BH fliegen zuletzt. Nur meine Erziehung und natürlich Edda halten mich in meinem Stuhl fest. Zu gerne wäre ich ein Stück nach vorne gerückt um einen Blick zu riskieren. Also warte ich geduldig. Nach einer halben Stunde, gefühlt war es allerdings viel länger, taucht die Aztekin wieder auf. Nur mit einem weissen Unterrock bekleidet, der nass, beinahe durchsichtig, mehr oder weniger ihre dunkle Haut und üppigen Rundungen bedeckt. Sie lächelt zu uns herüber, sammelt ihre nassen Kleider auf und verschwindet hinter einem Busch um kurz darauf nass, aber komplett angezogen wieder aufzutauchen. Wo wir sind und wie man da hin kommt? Wenn Ihr die Frage an Edda stellt, wird sie antworten: Im Paradies mit dem schönen Namen Tolantongo. Ich kann mich der Antwort nur anschließen und das nicht nur wegen der schönen Aztekin. Wie kommt man da hin. Nun, ins Paradies gibt es viele verschiedene Wege. Wir sind durch hunderte von Millionen Schmetterlinge dahin gekommen. Allerdings mussten wir erst die Kojoten überwinden.

Die Schmetterlinge

Einen Tag vor Edda´s Geburtstag sind wir zu den Schmetterlingen aufgebrochen. Die Geschichte der Schmetterlinge ist allerdings so phantastisch, dass ich sie hier nicht beschreiben kann. Es gibt eine vierteilige Doku von phoenix auf Youtube http://www.youtube.com/watch?v=3LwKcnhvY2E
Der Weg dorthin führt durch enge holprige Bergstrassen auf über 3000m die man nur im ersten und zweiten Gang bewältigen kann. Die letzten paar Kilometer sind dann noch sehr schweißtreibend. Man benötigt einen einheimischen Führer und es geht steil bergauf durch einen traumhaften Bergwald bis man das Gebiet erreicht, wo die Schmetterlinge den Winter verbringen bis sie wieder ihre Rückreise nach Nordamerika und Kanada antreten.
Je mehr wir uns dem Gebiet nähern um so mehr werden wir von den Schmetterlingen umschwirrt. Als wir endlich da waren, war alle Anstrengung vergessen. Unglaublich, was wir sahen. Die Luft vibrierte von dem Geflatter der Schmetterlinge und zu Millionen hingen sie, ähnlich einem Bienenschwarm, an den Stämmen und Ästen der Bäume. 
Für Edda war das ein wunderschönes Erlebnis an ihrem Geburtstag. Auch wenn die Schmetterlinge im Bauch vermutlich schon verflogen sind, so wurde sie doch von tausenden Schmetterlingen umschwirrt.



Die Kojoten

Unser nächstes Ziel war dann „unser Paradies“. Auf dem Weg dorthin haben wir in einem Park direkt an einem großen Viadukt aus der Zeit der Spanier übernachtet. Wir standen hier völlig alleine und Nachts kamen die Kojoten fast bis zu unserem Auto. Wir schlafen die meiste Zeit mit offener Heckklappe und da klang das immer näher kommende Geheul schon sehr unheimlich.

Das Paradies

In steilen Serpentinen fahren wir auf einer Lehmstrasse in die Schlucht bis wir vor dem türkis farbigen Fluss stehen. Wir suchen uns einen schattigen Platz unter einer kleinen Baumgruppen wo wir unser Auto parken und unser Lager aufschlagen. Dann in die Badehose und rein in den Fluss. Himmlisch, das Wasser hat Badewannen-Temperatur. Unter einem kleinen Wasserfall fühlen wir uns wie auf einem Luftkissen und verbringen Stunden im Wasser.  Abends tanzen tausende von Glühwürmchen in den Büschen und Bäumen am Ufer des Flusses.
Am nächsten Tag wandern wir, nach einem ausgiebigen Morgenbad, entlang des Flusses immer höher, vorbei an Wasserfällen, kleinen und größeren Becken, teils natürlichen Ursprungs und teils angelegt. Überall gibt es kleine warme Bäche und aus allen Löchern sprudelt warmes Wasser. Bunte Vögel und Falter bevölkern die tropische Vegetation und der leichte Wind ist frühsommerlich warm. Immer höher steigen wir über Felsen und Treppen bis wir die Grotte erreichen in der, der warme Fluss entspringt. Einen Schritt durch den kalten Wasserfall und ich bin in der Grotte. Edda mag so dunkle Tropfsteinhöhlen nicht und wartet draußen. Ich schwimme zum hinteren Ende der Grotte wo sich ein riesiger warmer Wasserstrahl aus der Höhlendecke in den Grottensee ergießt, der den warmen Fluss speist. Das Wasser im See dampft und sprudelt und ich halte es kaum aus vor Vergnügen. Immer wieder schwimme ich durch den Strahl, der mich nach unten drückt und durch das sprudelnde Wasser wirbelt bis ich an anderer Stelle wieder prustend auftauche. Irgendwann bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil mir einfällt, dass Edda draussen auf mich wartet. Ein Schritt durch den Wasserfall und Edda hat mich wieder. 




Am nächsten Morgen fahren wir wieder nach oben ans andere Ende der Schlucht, dort sind jede Menge stufenförmige Becken in den Berghang gebaut durch die unablässig warmes Wasser fließt. Wir baden morgens, mittags und abends bis sich die ersten Anzeichen von Schwimmhäuten zeigen. Zwischendurch liegen wir in unseren Stühlen mit Blick in die Schlucht und beobachten wie sich Kolibris, Schmetterlinge und Hummeln am Nektar des tropisch Blütenmeeres laben. Am Wochenende verlassen wir unser Paradies und überlassen es den Mexikanern, die mit ihrem gesamten Hausstand zu tausenden aus Mexiko Stadt einfallen.

1 Kommentar:

  1. na, da fehlt doch was?!?!....
    .Liebe Grüße aus Catemaco....Chrissi und Peter

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