Donnerstag, 12. November 2015

Glück gehabt

Nach einem tollen Sommer in Lindau sind wir seit dem 10.November wieder unterwegs auf unserer Amerikatour von Alaska nach Feuerland.
Der Start stand allerdings nicht unter dem besten Stern. Wir sind mit unserem Mietauto kurz vor Frankfurt, da läutet Edda´s Handy. Auf dem Display leuchtet Vietnamhouse auf. Wir haben uns tags zuvor dort mit Freunden zum Abschied getroffen. „Helmut hat seine EC-Karte im Zigarettenautomat stecken lassen“ meldet sich Hung. Nach längerem hin und her konnte sie Hung überzeugen, daß wir nicht gleich vorbeikommen können. Mit „ich rufe dich wieder an“ beendet Edda das Gespräch und erzählt mir die dumme Sache. Umdrehen, das würde bedeuten anstatt die Nacht im Hotel am Flughafen, im Auto zu verbringen und noch einmal 800km runter zu spulen. Nach 5 Minuten, wobei ich mir auch wieder die Vorwürfe wegen meiner Raucherei, und dass ich immer vergesslicher würde, anhören mußte, waren wir uns einig nicht umzudrehen. Wir haben genug EC und Kreditkarten dabei. Glück gehabt, dass Hung meine EC-Karte gefunden hat und dass wir sonst noch genügend Karten bei uns haben.
Am nächsten Morgen, als wir unser Gepäck zusammen richten, bemerke ich, dass meine Laptop-Tasche mit Macbook und iPad fehlt. Mein erster Gedanke war, „ich hab sie zu Hause vergessen“.  Edda hat sofort unsere Nachbarin Brigitte angerufen aber deren Suche in in unserem Haus blieb ergebnislos. Inzwischen war ich mir auch sicher, dass ich die Tasche in unserem Mietauto verstaut hatte. Ich hatte sie wohl vergessen auszupacken und vermutlich lag sie dort immer noch. Vorausgesetzt natürlich, niemand hat sie dort heraus genommen und das Fahrzeug war noch am Flughafen. Edda ist immer blitzschnell mit dem Telefon und hat die Hotline von der Mietwagen-Firma angerufen. Die wußten nichts, aber sie versprachen ihr, nach zu forschen und ihr dann Bescheid zu geben. Auf den Rückruf warten wir heute noch. Aber Edda wäre nicht Edda, wenn sie sich damit zufrieden geben würde. Während ich mich mit unserem „Restgepäck“ auf den Weg zu unserem Gate machte, ist Edda dorthin gerannt, wo wir gestern Abend unser Auto abgegeben haben. Ich habe über eine halbe Stunde an unserem Check-in Schalter gewartet bis Edda völlig verschwitzt auftauchte. Sie wurde von der Mietwagen-Firma durch den halben Flughafen gehetzt aber über ihrer Schulter hing die schwarze Laptop-Tasche. Hier kann man doch eindeutig sagen, dass wir Glück gehabt haben.
Als ob die Aufregung noch nicht gereicht hätte, erhielten wir am Check-in Schalter die nächste Hiobsbotschaft. Unsere Maschine war über bucht. Zu mindestens unsere Business Plätze. Wir hatten aber Glück. Obwohl die Maschine proppenvoll war konnte uns die nette Dame noch in die Premium-Klasse rein quetschen. Unser Gepäck konnte sie aber wegen eines Softwarefehlers nicht nach Mexiko Stadt durchchecken. Der schlaflose Flug war dann nicht so angenehm aber wir kamen wohlbehalten in Cancun an. In Cancun mussten wir unser Gepäck in Empfang nehmen und durch den mexikanischen Zoll bringen. Normal keine große Sache, wenn unser Gepäck nicht voll wäre mit zollpflichtiger oder illegaler Ware. Insgesamt hatten wir 8 Gepäckstücke bei uns. Allein die neuen Bremsen für unseren Hiace wiegen 40kg und müssen normalerweise verzollt werden. Solche Mengen an Medikamenten die wir für 1 Jahr benötigen, darf man nicht einführen. Unsere Fotoausrüstung und unsere Computer mit Zubehör wiegen zwar auch 20kg sind aber Zolltechnisch kein Problem.
Die Einreise war kein Problem, wir bekamen wie gewünscht unser 180Tage Aufenthalt in den Pass gestempelt und wir waren in Mexiko. Als nächstes mußten wir unser Gepäck abholen und zum Zoll. Mist, heute wurde jedes Gepäck durchleuchtet. Wiederwillig haben wir unter den strengen Augen eines Zollbeamten eine Tasche nach der anderen auf das Gepäckband gelegt. Schon nach dem ersten durchleuchteten Koffer ruft der Beamte nach einem Kollegen. Bei jedem unserer Gepäckstücke gab es länger Diskussionen vor dem Bildschirm. Aber noch war nicht alles verloren, denn am Mexikanischen Zoll gibt es eine Besonderheit. Dort müssen Verdächtige nicht einfach ihre Koffer öffnen. Man bekommt noch eine Chance. Es gibt einen roten Knopf mit dem man einen Zufallsgenerator startet, der dann eine grüne oder rote Lampe aufleuchten lässt. Bei grün kann man gehen und bei rot muß man seine Koffer aufmachen. Wir mussten diesen Knopf bei unseren letzten Besuchen schon einige male drücken und hatten immer grüne Welle. Damit nicht nur mir die Missgeschicke passieren, drückt Edda. Rot. Aber jetzt hatten wir doppeltes Glück. Unser junger Zöllner freute sich dass wir Deutsche sind und war sofort voller Lob über unseren Fußball und was wir für eine tolle Fußballnation sind. Wir haben uns sofort als Fußballexperten geoutet und unsererseits den Mexikanischen Fußball gelobt. Wenn sie nicht so viel Pech gehabt hätten, hätte auch Mexiko Weltmeister werden können. Das hat gesessen. Mehr Glück kann man kaum haben. In Edda´s Rucksack hatten wir noch einen Trumpf und selbstverständlich haben wir Edda´s Rucksack als erstes geöffnet und ganz oben lag unser Trumpf. Ein schwarz-rot-goldener Struwwelpeter mit einem Fußball unter dem Arm. Ihr hättet die Augen des Zöllners sehen sollen. Danke an Margit und Fred die uns das Maskottchen zum Abschied geschenkt haben. Die anderen Koffer waren dann nicht mehr so interessant. Das wir für unser Auto neue Bremsen brauchen, wenn wir so lange unterwegs sind, hat er sofort verstanden und dass wir uns nach Brasilien und Argentinien trauen hat ihm echt Respekt abgenötigt. Unsere Medikamente. Wenn man so lange unterwegs ist braucht man halt so viel, besonders wenn sie für das Herz sind. Als alle unsere Taschen und Koffer wieder zu sind und wir uns mit Handschlag von unserem Zöllner, der übrigens Emanuel heißt, verabschieden, fällt es ihm sichtlich schwer unseren Struwwelpeter, der immer noch auf dem Tresen sitzt, raus zu rücken. Aber da es ein Geschenk war wollten wir ihn einfach nicht zurück lassen.
Die nächste Hürde war der Check-in bei der mexikanischen Fluggesellschaft Volaris. Da unser Gepäck ja nicht von Frankfurt nach Mexiko Stadt durchgecheckt werden konnte haben wir für unseren Anschlussflug nur 40kg Freigepäck. Wir hatten aber über 80kg dabei. Aber Glück muß man haben. Die Damen am Check-in waren sehr nett und hatten Verständnis für unsere Situation. Nach einer umfangreichen Umpack-Aktion haben wir 40kg in zwei Koffern aufgegeben. Sechs Gepäckstücke mit zusammen über 40kg wurden von den netten Damen mit Banderolen versehen, die es als Handgepäck auswiesen. Die Flugbegleiter waren auch sehr nett und haben uns beim verstauen geholfen.
Müde aber glücklich sind wir in Mexiko Stadt angekommen. Unseren Toyota haben wir bei Pepe vorgefunden, wie wir in zurück gelassen haben. Ich habe die Batterie angeschlossen, den Schlüssel umgedreht und er lief. Das war aber kein Glück sondern ein Toyota.

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