Freitag, 11. Dezember 2015

Mexiko liegt hinter uns


wir haben es tatsächlich geschafft Mexiko den Rücken zu kehren. Leicht war es nicht. Leichter wäre es gewesen, noch zu bleiben. Die 8 Monate, die wir in Mexiko verbrachten waren nicht genug um alles zu sehen was das Land zu bieten hat, auf jeden Fall nicht so wie wir reisen, langsam. Aber das ist das Los aller Reisenden, irgendwann zieht man weiter, ganz einfach weil das Gras auf Nachbars Weide grüner scheint. Dennoch ein kurzes Resümee hat Mexiko verdient.
Die Baja California hat mich überrascht. Kakteenwüste war mein Bild von der Baja und obwohl man die 1300km lange Halbinsel nicht wirklich als Mexiko bezeichnen kann, dazu ist sie zu sehr von den Amerikanischen Touristen geprägt, hat sie ihren ganz eigenen Charme. Ja, es gibt Kakteen, und was für welche. Bis zu 25m hoch können sie werden und dominieren einen Großteil der Landschaft. Es gibt auch Gebirge mit Tafelbergen, tiefe Schluchten und ausgetrocknete Flussbette durch die man fahren kann. Immer wieder wechseln wir zwischen Pazifikküste und dem Golf von Mexiko, campen an einsame Buchten mit traumhaften Sandstränden. Wir durchstreifen schöne, beschauliche Missionsorte und in der Bucht von Guerrero Negro können wir mit einem kleinen Boot Grauwale beobachten, die dort ihre Jungen aufziehen. Sie kommen so nah an unser Boot, dass wir sie hätten streicheln können. Eine unüberlegte Bewegung mit der Schwanzflosse würde unsere Nussschale leicht zum kentern bringen.
Mit der Nachtfähre setzen wir von La Paz aufs mexikanisch Festland über und ziehen langsam südwärts entlang der Pazifikküste mit wunderschönen Ständen. Aber das Paradies hat oft so seine Macken. In diesem Fall sind es die Blackflys. Man spürt, hört und sieht sie nicht, aber wenn man nicht aufpasst haben sie einem die Beine weg gefressen. Irgendwann haben wir genug vom Paradies und biegen ab ins Landesinnere, ins Mexikanisch Hochland. Nicht nur das Klima fasziniert uns, 25 bis 28 Grad am Tag und kühle Nächte. Auch die Landschaft und die kolonialen Städte mit ihren hellgrün schimmernden und in Vierecke beschnittenen Lorbeerbäumen, die die Platzas beschatten, begeistern uns und wir beschließen, hier länger zu bleiben. Schon die Fahrt von der tropischen Pazifikküste ins Hochland nach Guadalajara begeistert uns. Anfangs begleitet uns die üppige tropische Vegetation, aber je höher wir uns schrauben desto kühler wird es und die Vegetation wechselt in Kiefern und offene Pinienwälder. Guadalajara haben wir vor allem wegen der Mariachi-Musik besucht. Als wir davon genug auf die Ohren bekommen haben sind wir weiter gezogen nach Tequila wo Hochprozentiges gebraut wird. Lange bevor wir Tequila erreichen, fahren wir durch riesige Agaven-Plantagen wo der Grundstoff wächst für den Branntwein der den Ort auf der ganzen Welt bekannt machte. Wir haben uns ein Zimmer im Zentrum genommen weil wir einige Destillerien besuchten und es nach den Verkostungen nicht mehr ratsam ist mit dem Auto zu fahren. Eine weise Entscheidung! Nach zwei Tagen, als wir wieder nüchtern waren, fuhren wir weiter zu den Silberstädten Guanajuato, Queretaro und San Miguel de Allende. In den steilen engen Gassen von Guanajuato haben wir uns mit unserem Toyota beinahe verkeilt als wir uns in dem Gassengewirr hoffnungslos verirrt hatten. Aber eine schönere Stadt haben wir selten gesehen.
San Miguel de Allende (SMA), ist nicht nur eine wunderschöne Kolonialstadt mit einem unglaublichen kulturellen Angebot, sie ist auch Treffpunkt aller Amerikareisenden. Egal, ob sie von Norden, Süden, Osten oder Westen kommen.  Auf dem Campingplatz bei Hans trifft man sich und bekommt die neuesten Infos. Irgend jemand ist immer da, der von dort kommt wo man hin will. SMA ist auch ein toller Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung. Für uns unvergesslich der Abstecher zu den Mariposas, der Millionen und Abermillionen von Schmetterlingen die hier in den Bergen überwintern. Oder die Tage an den heißen Quellen von Tolantongo. Schöner zu baden ist kaum vorstellbar. Bevor wir unser Auto bei Pepe in Mexiko Stadt abgestellt haben um unseren Heimaturlaub anzutreten, haben wir noch die Pyramiden von Teotihuacan bestiegen. Obwohl wir die Tempelanlage schon kannten ist es doch ein grandioses Erlebnis die Mondpyramide zu besteigen und frühmorgens von ganz oben die riesen Anlage zu übersehen. Die Sommerpause zu Hause habe ich genutzt um mir eine neue Hüfte einbauen zu lassen. 
Mit meiner neuen Hüfte, die toll funktioniert, starten wir unsere zweite Etappe in Mexiko im Dez. ´14 mit einigen Tagen in der Megacity. Unser Auto hat die Zeit bei Pepe super überstanden und weil es an den Karibikstränden noch regnet fahren wir über Oaxaca wieder an die Pazifikküste an unseren Lieblingsstrand nach Zipolite wo wir Silvester verbringen. Danach wieder in die Berge in das aufständige Chiapas. Aber ausser von einigen halblebigen Strassensperren mit von Indigenen gespannten Seilen die dann um ein paar Pesos bitten, ist von der großen Revolution, ihrem Kampf um mehr Eigenständigkeit, im Moment nicht mehr viel zu spüren.  Auch in San Cristobal ist von der revolutionären Atmosphäre von vor 30 Jahren nichts mehr zu spüren. in düsteren Kneipen werden bei Tortillas, Tequila und heißem Kakao keine Pläne mehr für den nächsten Aufstand geschmiedet. Revolutionäre Typen wie Kiri aus Zürich, der zuerst in Zürich Häuser besetze, dann nach Berlin ging weil ihm die Zürcher Szene zu langweilig wurde und als sich die Berliner Szene auch etablierte, nach Mexiko und später nach Peru zog um echte Revolution zu machen. Hermann aus Buenos Aires, der sich dort gegen die Regierung aufgelehnt hatte und als es ihm dort zu heiss wurde nach Chipas zog um den Leuten dort bei ihrem Kampf zu helfen. Karl der Boxer aus Hamburg, der gerade wegen einer Prügelei aus dem Knast kam als wir uns kennen lernten und uns trotzdem aus einer üblen Situation heraus geboxt hatte und die Tanner´s, Edda aus Lindau und ich aus Gattnau.  Solche Typen und einheimische Studenten, die zusammen in verrauchten Kneipen die Köpfe heiss redeten und von einer besseren Welt träumten sind aus San Cristobal verschwunden. Stattdessen läuft in den Kneipen laute Rock-Musik, in jeder Ecke flimmert ein Fernseher und die pseudo Individualtouristen vergnügen sich mit Bier, teurem chilenischen Wein und Hamburgern. Nicht, dass ich alten Zeiten nachtrauere aber obwohl die Stadt immer noch ihren kolonialen Charme hat, ist sie doch ein wenig langweilig geworden. Um doch noch ein wenig Abenteuer zu schnuppern entschließen wir uns zusammen mit  unseren Schweizer Freunden Barbara und Urs nicht auf dem direkten Weg nach Palenque zu fahren, sondern auf einer kleinen Strasse entlang der Guatemaltekischen Grenze. Obwohl oder gerade wegen den Warnungen diese Stecke nicht zu fahren, beflügelte uns der Gedanke es doch zu tun. Nachträglich gesehen, war das eine unserer schönsten und spannendsten Etappen durch Mexiko. Nichts war gefährlich auch wenn sich die Brüllaffen nachts wirklich bedrohlich anhörten. Bei den Ruinen von Palenque ist Urs und ich lange vor Sonnenaufgang aufgestanden, wir haben den Wärter bestochen, weil ich mit meiner Drohne bei Sonnenaufgang über die Pyramiden fliegen wollte. Schlußendlich hat der Wärter dann doch kalte Füsse bekommen aus Angst vor seinem Chef den wir mit meiner Drohne vielleicht aufwecken..
Im Yucatan tauchen wir ein in die Welt der Maya´s und besuchen die Mayastätte Uxmal, Chichen Itzna, Yaxchilan und  Tulum. Wir geniessen die karibischen Strände und reisen schließlich über Belize aus, um nach Guatemala zu fahren um spanisch zu lernen. 
Ende April ´15 sind wir mit dem Kopf voller Spanisch wieder nach Mexiko Stadt zurück gefahren wo wir unser Auto wieder bei Pepe für den Sommer, den wir zu Hause verbrachten, abgestellt haben. Anfang Nov.´15 waren wir wieder in Mexiko. Wir besuchten noch Freunde in Oaxaca und verbrachten noch eine Woche an unserem Lieblingsstrand in Zipolite um dann endgültig aus Mexiko nach Guatemala auszureisen.

Wir lieben Mexiko und ihre Bewohner.

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