Mittwoch, 27. Juli 2016

Das Dorf der Toten

                              
Die letzten Tage waren für uns und unser Auto grenzwertig. Unserm Auto machten die engen steilen Schotter- und Staubpisten allerdings weniger zu schaffen als uns das stundenlange wandern und klettern in der dünnen Luft und unter der sengenden Sonne. Die Gegend um Chachapoyos ist touristisch noch relativ unerschlossen und die Attraktionen oft nur beschwerlich zu erreichen. Wer hier unterwegs ist, braucht ein gutes Auto und eine gute Kondition.
„Kann ich bitte den Schlüssel für -Das Dorf der Toten- haben“ fragt Edda die junge Dame in dem kleinen Touristenbüro in Lamud.
Ohne zu Antworten fängt sie an in allen Schubladen ihres Schreibtisches zu suchen. Edda verdreht schon die Augen, als sie den Verhau in den Schubladen sieht.
„No hay“ sagt sie nach einer gefühlten Ewigkeit
„Gibt es keinen Schlüssel“ fragt Edda weiter
„Es gibt drei, aber ich finde keinen“
„Vielleicht hier“ Edda zeigt dabei auf den Schrank neben ihr,
wortlos dreht sie sich um und wühlt in dem Saustall im Schrank
„No hay“ sagt sie, nachdem auch diese Suche ergebnislos war.
Eines kann Edda überhaupt nicht leiden. Einen Saustall und unmotivierte Frauen.
Gemeinsam mit dem Fräulein durchsucht sie das Büro und räumt gleich noch ein wenig auf, indem sie die Papierstapel zurecht rückt. Keiner von den drei Schlüsseln war war zu finden.
Inzwischen war Edda so richtig in Fahrt. Obwohl die junge Dame nichts von Edda’s Schimpferei verstanden hat, war sie doch beeindruckt beinahe ein wenig eingeschüchtert.
„Gibt es sonst noch einen Schlüssel“ Pfurrt Edda sie an.
„Eine Strasse weiter oben, die haben auch einen“
Auch hier der gleiche Saustall. Obwohl Edda, ohne sich lange mit dem Inhaber des Geschäftes aufzuhalten, den halben Laden umgedreht hat, war kein Schlüssel zu finden.
„Sind heute vielleicht schon andere Touristen im -Dorf der Toten- die den Schlüssel mitgenommen haben“
„Nein, es kommen nur ganz selten Touristen“
Ratlos stehen wir an unserem Auto und überlegen, was wir noch tun können, da kommt ein Mann auf uns zu, der sich für unser Auto aus Deutschland interessiert. Nachdem die üblichen Fragen , wie kommt das Auto von Deutschland hier her etc., erzählen wir ihm die Geschichte mit dem Schlüssel. Er greift zum Handy und ruft einen Freund an. 10 Minuten später haben wir den Schlüssel in der Hand. Der junge Mann, der uns den Schlüssel brachte bietet sich uns als Führer an. Wir nehmen an und sind auch ganz froh darüber.
Nach knapp 1 Stunde Piste ist es für unseren Hiace zu Ende, ab jetzt geht es zu Fuss weiter. In steilen, schmalen Serpentinen steigen wir eine steile Wand 1000m hinunter und dann noch ein bis zwei Kilometer  entlang einer Felswand bis zum -Dorf der Toten-. In diesem schwer zugänglichen Tal wurden die Sarkophage von Fürsten und Königen in den Felswänden aufgestellt. Was allerdings Grabräuber nicht von der Plünderung abhielt. Trotzdem, wir kommen uns ein wenig vor wie ein kleines Forscherteam. Der Ort, die absolute Stille und die Absturzgefahr beim klettern in der Felswand war schon beeindruckend und aufregend, besonders für Edda, die seit kurzem nicht mehr ganz schwindelfrei ist. Kein Vogel, nicht mal ein Insekt war zu hören, nur gelegentlich ein Steinbrocken den wir losgetreten haben, durchbrach die Stillen wenn er ins Tal stürzte.
Der Aufstieg war dann entsprechend beschwerlich. Nicht nur der steile Aufstieg in der dünnen Luft machte uns Probleme, auch die Sonne brannte unbarmherzig in die Wand.
Wir waren froh, dass wir die letzten Tage täglich eine Tour gemacht haben und einigermassen an die Höhe von 3000 - 4000m angepasst waren.
Wir waren zum Gocta, dem dritthöchsten Wasserfall der Welt gewandert, zu den Gräbern von Karajia hinab gestiegen, Einen Tag in den Ruinen von Kuelap herum geklettert und einfach durch die wunderschöne Gegend gewandert. Nicht nur für uns waren die Touren anstrengend, auch unser Auto in den manchmal extrem steilen und schmalen Serpentinen auf üblen Schotter-, Sand- und Matschpisten extrem beansprucht.
Als wir die mal malerische, mal schroffe Gegend, vom Tourismus wegen der Unzugänglichkeit, noch voller Geheimnisse und unentdeckter Schätze rund um Cachapoyos wieder verlassen, tun wir das wie immer in der Gewissheit, viel gesehen, aber noch viel mehr verpasst zu haben.











































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