Donnerstag, 19. September 2013

Ein ganz normaler Tourist in Alaska mit Prostata-Leiden


Wenn man wochenlang durch die Wildnis des Amerikanischen Nordens gereist ist brennt man irgendwann darauf über seine Erlebnisse und Abenteuer mit anderen zu reden und sich aus zu tauschen. Am liebsten mit anderen Langzeitreisenden und in seiner Muttersprache. Leider trifft man die nicht so oft, dafür um so öfter „normale Touristen“. Meistens trifft man sie bei den bekannten Sehenswürdigkeiten und in den Städten. Sie erkennen uns ja immer sofort an unserem deutschen Nummernschild. 
Begegnungen wie sie hier im Norden sehr häufig vorkommen. 
Meistens kommt der Mann, in diesem Fall Kurt, mit Blick auf das Nummernschild auf uns zu und fragt: „Wo kommen Sie den her“ Die Antwort gibt er sich gleich selbst, weil er sie in der Zwischenzeit vom Nummernschild abgelesen hat. Lindau - Lindau, dass ist doch am Bodensee.“ Ein leichtes Kopfnicken reicht im als Bestätigung. Kurt dreht sich zu seiner Frau um, die noch mindestens 8 Meter von uns entfernt auf der anderen Strassenseite wartet und ruft:
 „Die kommen aus Lindau“ 
Ein Wort gibt das andere, wie schön es in Lindau ist, dass sie aus Stuttgart kommen und nach kurzer Zeit kennt man sich schon ein wenig näher und Kurt möchte wissen wie lange wir den unterwegs sind. „Ungefähr zwei Jahre“ antwortet Edda  „Waas, zwei Jahre.“ ist der Kommentar von Kurt, den es fast von den Socken haut.  Er dreht den Kopf zu seiner Friede, die inzwischen näher gekommen ist und sagt: „denk mal Friede, die Herrschaften machen zwei Jahre Urlaub.“ „Haben Sie den so lange Urlaub.“ fragt Friede an Kurt vorbei „Nein wir arbeiten nicht mehr.“ antworte ich „Ohh, aber von Hartz 4 kann man sich doch so eine Reisen nicht leisten.“ Sie kichert ein wenig über ihren Witz, obwohl sie sich nicht ganz sicher ist wo der Witz versteckt ist. Kurt steht jetzt völlig deplatziert zwischen Friede und mir und weiss nicht mehr wohin er sich orientieren soll. „Haben Sie den so viel Geld?“ fragt Friede weiter.“  „Nein, von Hartz 4 kann man sich so eine Reise nicht leisten und ja wir haben genügend Geld.“  antworte ich, immer noch freundlich. Schweigen. Geschickt nutzt Kurt die Pause um wieder ins Wort zu kommen. „Und mit deeem Auto, mit dem Toyota da, sind Sie bis hier her gefahren.“ Man merkt ganz deutlich, wie er versucht, sich die Strecke vorzustellen, bleibt aber schon in Lindau stecken weil er nicht sicher ist, in welche Richtung es los geht. Edda kommt ihm zur Hilfe. „Wir haben das Auto von Hamburg nach Halifax verschifft.“ „Ahh, mit dem Schiff“ kommt es Kurt sichtlich erleichtert über die Lippen. Friede drängt sich wieder vor, so lange Kurt über die Route des Schiffs sinniert und vermutlich darüber wie das Auto auf das Schiff gekommen ist. „Steht Ihre Wohnung leer, so lange Sie Urlaub machen.“ „Nein, da wohnt jetzt unsere Katze“  antworte ich schnell und direkt, obwohl die Frage Edda galt. Damit hat Friede nicht gerechnet. Sie muss zuerst Luft holen bis sie fragen kann „Und wer füttert sie dann.“ Edda antwortet geduldig, dass die Katze von unseren lieben Nachbarinnen gefüttert wir, unsere Putzfrau für sie sauber macht und der Gärtner den Rasen mäht, damit die Katze nicht im hohen Gras spazieren gehen muss. Im Winter schippt er Schnee, damit die Katze ums Haus laufen kann ohne zu frieren. Das mit der Katze hat Kurt nicht so interessiert und schwups waren wir bei seinen Krankheiten. Sein Nachbar sei ein furchtbarer Mensch, der ständig über seine Wehwehchen redet, schiebt Kurt zwischen Seine Krankheiten.  Ausgiebig wurde ich über sein Prostata-Leiden informiert. Immerhin, ich weiss jetzt auf welche verschiedene Arten man die Prostata untersuchen kann. Edda bemerkte, dass ihr Friede mit der Katze nicht mehr folgen wollte. Friede versuchte immer wieder ins Wort zu kommen, vermutlich um von ihrer letzten Hitzewelle zu berichten.  Aber Edda kommt ihr zuvor und beginnt ein neues Thema. „Gestern haben wir einen Bären direkt..“  Aber Friede lässt sich dadurch nicht beirren und unterbricht laut  „Oh ja, die Bären. Gell Kurt, gestern habe ich mir in Anchorage super billig drei Adventure (Abenteuer)-T-Shirt gekauft, gell Kurt da sind auch Bären vorne drauf die...“
Ihr seht schon, so ein Gespräch hilft einem in seinem eigenen Mitteilungsdrang nicht wirklich weiter.
Eigentlich wollte ich Euch etwas über Alaska berichten aber ich bin halt auch nur ein normaler Tourist. Trotzdem habt Ihr es besser als wir. Ihr könnt aufhören zu lesen.
Ich versuche es die nächsten Tage noch mal. Mit Alaska meine ich.

2 Kommentare:

  1. Das trifft es total super. Ich hab ja so gelacht. Jetzt tut es mir leid, daß wir keinen Kontakt aufgenommen haben, denn ihr habt uns heute am Samstag auf dem Transcanada-Highway vor Lytton vorbeigelassen. Ich sah das Lindauer Nummernschild, bin selber aus Ravensburg, und dachte- oh Landsleute.

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  2. Hi Barbara, ja, wir hätten sicher einen Kaffee zusammen trinken können. So schlimm finde ich die Deutschen eigentlich nicht. Man trifft ja wirklich selten auf ein Auto mit deutschem Kennzeichen. auf der anderen Seite gibt es aber viele Deutsch und die sind halt Neugierig. Es freut mich, dass Du lachen konntest. Ich finde die meisten Deutschen haben so viel Humor damit sie darüber lachen können

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