Samstag, 21. Dezember 2013

Unser Nachbar ist der Weihnachtsmann.


„Helmut, Helmut schau schnell, da ist der Weihnachtsmann“ rief Edda. Und obwohl ich auf dem Ohr eher ein wenig taub bin, habe ich, weil Edda gar so aufgeregt war, doch durchs Fenster geschaut. Und tatsächlich, unser Nachbar ist der Weihnachtsmann. Ich konnte gerade noch sehen, wie der Weihnachtsmann, gleich neben uns in sein Wohnmobil stieg. Dann gingen alle Lichter an. Um das ganze riesige WoMo leuchteten bunt und grell. Christbäume, Rentiere mit Schlitten, Sterne, Engel, Spazierstöcke, Schneemänner, Trompeten und ich weiß nicht mehr was sonst noch, tauchte wie aus dem Nichts auf. In den hell erleuchteten Fenstern türmten sich schön verpackte Geschenkspäckchen und manche Pakete leuchteten sogar. Schöner hätte es Edda auch nicht machen können und ob Ihr es glaubt oder nicht, ich konnte an diesem Abend vor Aufregung kaum einschlafen. Na ja, vielleicht waren es auch nur die grellen blinkenden Lichter die unseren Toyota ebenfalls hell erleuchteten. Am nächsten Morgen wurde ich mit „Helmut, Helmut, da ist er wieder“ geweckt. Ohne von unseren platt gedrückten Nasen am Fenster Notiz zu nehmen stieg er in seinen weißen Truck, -von wegen Rentiere vor dem Schlitten- startete seine 6 Zylinder und brummte vom Hof.
Nach dem Frühstück schlich ich um das Wohnmobil des Weihnachtsmannes, weil ich hoffte ein wenig über ihn zu erfahren, vor allem woher er kommt. Als ich sein Nummernschild sah haute es mich fast von den Socken. Ein wenig war ich aber doch erleichtert, dass er nicht vom Nordpol, sondern nur von Alaska kommt. Edda habe ich davon nichts erzählt, sie wird jetzt in der Weihnachtszeit eh ein wenig vom Heimweh geplagt und manchmal ist sie auch ein wenig leichtgläubig... Drei Tage kam der Weihnachtsmann Abends nach Hause und verschwand Morgens wieder. Am dritten Abend haben wir in abgepasst und ihn angesprochen „Weihnachtsmann“ keine Regung. Gott sei dank ist mir noch schnell eingefallen, dass die hier Santa Claus heißen. Ich habe also schnell „Santa Claus“ gerufen, worauf er sich zu uns umdrehte und „ho ho ho“ sagte. Das hatte ich nicht erwartet, vor allem weil ich auch nicht wusste ob ich jetzt ebenfalls mit ho ho ho antworten musste. Um nichts falsch zu machen habe ich ihn einfach gefragt, woher er kommt. „Von den Kindern, die ihm ihre Wünsche verraten“ und dann erzählte er welche Wünsche die Kinder heute so haben. Während er so erzählte habe ich ihn mir ganz genau angeschaut. Der sah schon verdammt echt aus. Der weiße Bart, die weißen Haare, die Knollennase, der dicke Bauch, alles hundertprozentig echt. Auch an seiner roten Strampelhose und Zipfelmütze ist nichts auszusetzen, einzig seine Stiefel irritierten mich ein wenig. Er hatte Cowboy Stiefel an. Gut, wir sind in Texas, aber trotzdem... Ich mache Edda darauf aufmerksam, worauf sie meinte, die hätte er vielleicht letztes Jahr zu Weihnachten bekommen. Nachdem der Weihnachtsmann mit seinen Erzählungen fertig war frage ich ihn, ob er sich den die ganzen Wünsche der Kinder merken kann. „Ho ho ho“ gab er zur Antwort. Ob es sich da um eine mir unbekannte Sprache handelt? Vielleicht sollte ich die Weltsprache -bad english- die ich eigentlich ganz gut beherrsche, bei Gelegenheit doch noch mal erweitern. Ein Schnaps erleichtert die Kommunikation, dass habe ich schon in Russland gelernt. Also opferte ich meine Flasche Grappa. Aber mit jedem Glas kam das „ho ho ho“ öfter. Manchmal habe ich es auch verstanden. Das „ho ho ho“ nach einem Schnaps war unmissverständlich. Aber das „ho ho ho“ auf meine Frage, was denn in all den bunten Paketen in seinem RV -so sagen die hier zu ihrem WoMo- ist, habe ich nicht genau verstanden, obwohl die Flasche schon halb leer war. Vermutlich heißt es, dass geht dich nichts an. Aber das ist nur eine Vermutung. Wie es den so in Alaska ist, wo er da wohnt und warum er Weihnachten in Texas verbringt hat er jeweils  mit einem kräftigen „ho ho ho“  beantwortet. Beim Rest der Flasche haben wir uns im Lichte seiner Weihnachtsbeleuchtung gegenseitig zu ho ho ho-tet. Entweder verträgt der Weihnachtsmann mehr als wir normal Sterblichen oder er ist immun gegen Alkohol, denn ich hatte das Gefühl, dass er nach der Flasche Grappa noch stocknüchtern war, während ich... lassen wir das besser. Mir kam der Santa, den Claus habe ich nach er ersten Flaschenhälfte unterschlagen, auf jeden Fall ziemlich echt vor. Nur die Cowboystiefel haben mich irritiert, Texas hin, Texas her. Edda hatte damit weniger Probleme, obwohl sie keinen Schnaps angerührt hat.

Wir wünschen Euch allen ein dreifaches „ho ho ho“
Edda Helmut und der Santa



Freitag, 20. Dezember 2013

Der tägliche Kampf mit dem Finanzamt


Müde von den Jazznächten in New Orleans und mit schmerzenden Beinen von einem Tag im French Quater auf der Suche nach einer Bar für einen Sundowner. Die Bar in die wir geraten sind war eine Schwulenbar. Uns machte das nichts aus, schließlich sind wir aufgeklärte Zeitgenossen. Der Weißwein kühlte unsere Beine und der Barkeeper war jung, hübsch und ein wenig Panki. Er stellte sich uns mit Mason vor und schenkte unseren Weißwein sehr schwungvoll mit einem neckischen Wippen am Schluss ein. Wir waren die einzigen Gäste. Kurze Zeit später erschien der Besitzer der Bar, ja, er erschien. Uns begrüßte er mit einem freundlichen Kopfnicken und Mason küsste er auf beide Wangen, fragte ob alles in Ordnung ist und verschwand in dem winzigen Büro neben der Bar. Die Türe lies er offen, so das wir ihn sehen konnten. Er war so um die 60, braun gebrannt, trug enge Jeans, ein weißes gestärktes Hemd, die oberen Knöpfe aufgeknüpft wie bei einer Frau die ihr Dekolleté zeigen möchte und die schwarzen Haare nach hinten gekämmt. Kurz er machte einen vornehmen schwulen Eindruck.
Der Chef, ich nenne ihn so, weil er sich uns nicht vorgestellt hatte, beschäftigte sich offensichtlich mit der Buchhaltung. Gelegentlich zitierte er Mason zu sich, sie wechselten ein paar Worte dann widmete sich der Barkeeper wieder seinen Gästen, uns. Mason hatte gerade schwungvoll unser zweites Glas Weißwein eingeschenkt, unsere Beine schmerzten immer noch, da kam der Chef mit einem Kassenzettel in der Hand aus seinem Büro und lies sich von Mason einen doppelten Whisky einschenken. Er roch daran, trank den Whisky aber nicht sondern stellte das Glas wieder auf dem Tresen ab, tauchte den Kassenbeleg in den Whisky und zündete ihn an. Kurz bevor er die Finger verbrannte lies er den brennenden Beleg in einen Aschenbecher fallen -ja, in New Orleans darf man in den Kneipen noch rauchen- und war sichtlich zufrieden als die Flamen erloschen und nur noch schwarze Asche übrig war. Er leerte den Aschenbecher in den Mülleimer, dann nahm er den Whisky und trank ihn genüsslich mit einem Schluck leer. Erst jetzt bemerkte er, dass wir ihn bei seinem Ritual beobachteten. Er grinste uns an, zuckte leicht mit den Schultern, drehte sich um und verschwand in sein winziges Büro und widmete sich wieder seiner Buchhaltung. Wie viele Whiskys für seine Buchhaltung noch notwendig waren kann ich leider nicht sagen. Unsere Beine waren nach dem zweiten Glas Wein abgekühlt und wir mussten in unser Hotel, um uns für die nächste Jazznacht frisch zu machen. 
Fast war ich ein wenig traurig, weil unsere Zeche wohl nicht ausreichte um in Whisky getaucht, angezündet und nach der Feuerbestattung mit einem kräftigen Schluck Whisky gewürdigt zu werden. Vermutlich sind wir achtlos zerknüllt im Papierkorb gelandet.