Freitag, 20. Dezember 2013

Der tägliche Kampf mit dem Finanzamt


Müde von den Jazznächten in New Orleans und mit schmerzenden Beinen von einem Tag im French Quater auf der Suche nach einer Bar für einen Sundowner. Die Bar in die wir geraten sind war eine Schwulenbar. Uns machte das nichts aus, schließlich sind wir aufgeklärte Zeitgenossen. Der Weißwein kühlte unsere Beine und der Barkeeper war jung, hübsch und ein wenig Panki. Er stellte sich uns mit Mason vor und schenkte unseren Weißwein sehr schwungvoll mit einem neckischen Wippen am Schluss ein. Wir waren die einzigen Gäste. Kurze Zeit später erschien der Besitzer der Bar, ja, er erschien. Uns begrüßte er mit einem freundlichen Kopfnicken und Mason küsste er auf beide Wangen, fragte ob alles in Ordnung ist und verschwand in dem winzigen Büro neben der Bar. Die Türe lies er offen, so das wir ihn sehen konnten. Er war so um die 60, braun gebrannt, trug enge Jeans, ein weißes gestärktes Hemd, die oberen Knöpfe aufgeknüpft wie bei einer Frau die ihr Dekolleté zeigen möchte und die schwarzen Haare nach hinten gekämmt. Kurz er machte einen vornehmen schwulen Eindruck.
Der Chef, ich nenne ihn so, weil er sich uns nicht vorgestellt hatte, beschäftigte sich offensichtlich mit der Buchhaltung. Gelegentlich zitierte er Mason zu sich, sie wechselten ein paar Worte dann widmete sich der Barkeeper wieder seinen Gästen, uns. Mason hatte gerade schwungvoll unser zweites Glas Weißwein eingeschenkt, unsere Beine schmerzten immer noch, da kam der Chef mit einem Kassenzettel in der Hand aus seinem Büro und lies sich von Mason einen doppelten Whisky einschenken. Er roch daran, trank den Whisky aber nicht sondern stellte das Glas wieder auf dem Tresen ab, tauchte den Kassenbeleg in den Whisky und zündete ihn an. Kurz bevor er die Finger verbrannte lies er den brennenden Beleg in einen Aschenbecher fallen -ja, in New Orleans darf man in den Kneipen noch rauchen- und war sichtlich zufrieden als die Flamen erloschen und nur noch schwarze Asche übrig war. Er leerte den Aschenbecher in den Mülleimer, dann nahm er den Whisky und trank ihn genüsslich mit einem Schluck leer. Erst jetzt bemerkte er, dass wir ihn bei seinem Ritual beobachteten. Er grinste uns an, zuckte leicht mit den Schultern, drehte sich um und verschwand in sein winziges Büro und widmete sich wieder seiner Buchhaltung. Wie viele Whiskys für seine Buchhaltung noch notwendig waren kann ich leider nicht sagen. Unsere Beine waren nach dem zweiten Glas Wein abgekühlt und wir mussten in unser Hotel, um uns für die nächste Jazznacht frisch zu machen. 
Fast war ich ein wenig traurig, weil unsere Zeche wohl nicht ausreichte um in Whisky getaucht, angezündet und nach der Feuerbestattung mit einem kräftigen Schluck Whisky gewürdigt zu werden. Vermutlich sind wir achtlos zerknüllt im Papierkorb gelandet.

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