Sonntag, 31. Januar 2016

Durch El Salvador oder: Durch das gefährlichste Land der Welt.

In San Salvador schiebt ein freundlich aussehender Herr, Mittfünfziger schätze ich, seinen Kopf durch unsere offene Schiebetüre, als wir auf einem Supermarkt-Parkplatz gerade unseren Einkauf verstauen. „Hallo, ich habe Euer Auto gesehen und möchte nur schnell guten Tag sagen“ sagt er. Wir freuen uns, wie immer wenn wir auf Deutsch angesprochen werden. Woher kommt Ihr, wohin geht ihr, wie lange seid ihr schon in El-Salvador, wie lange bleibt ihr noch. Als wir all seine Fragen brav beantwortet hatten mahnt er uns zu Vorsicht. „Seit letzter Woche ist El Salvador offiziell das gefährlichste Land der Welt, seid also vorsichtig“.  Auf meine Frage „woher weist Du das“ zieht er seine Visitenkarte aus der Brusttasche seines weisen kurzärmligen Hemdes heraus und stellt sich vor. „Ich bin der Sicherheitschef der Deutschen Botschaft in San Salvador. Wenn Ihr irgendwelche Probleme habt, könnt ihr mich jederzeit anrufen“  Seine Visitenkarte bestätigt seine Aussage und falls es noch irgend einen Zweifel gab, wurde er durch den Deutschen Adler und durch die Farben schwarz-rot-gold weg gewischt. Beinahe wäre ich wieder in das Sie gerutscht.  Im laufe des weiteren Gespräches, wobei er ein wenig von seinem Job erzählt, mischen sich bei uns die Gefühle. Auf einmal spüren wir Gefahren, die wir zuvor garnicht so wahr genommen haben und gleichzeitig fühlen wir uns auch irgendwie beschützter. Zum Abschied sagt er noch „wie ich sehe, seid ihr keine Anfänger und wisst wie man sich in einem Land wie El Salvador verhält, und auch wann und wo man sich besser nicht aufhält“. Er selbst ist schon sei 28 Jahren im Land und hatte noch keine Probleme. „Das meiste machen die Gang´s eh untereinander aus“ Er verbringt wie wir das Wochenende am Strand, wohin er gerade unterwegs ist. Als er mit seinem schwarzen M-Klasse Mercedes vom Parkplatz rollt, studiere ich nochmal seine Visitenkarte und dabei kommt mir eine andere Visitenkarte in den Sinn, die wir vor ein paar Tagen von einem Journalisten, der uns für einen El Salvadorischen Fernsehsender interviewt hatte, mit den Worten „wenn ihr Probleme habt, könnt ihr mich jederzeit anrufen“ überreicht bekamen. 
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Es duftet so herrlich nach frischem Brot.
Bevor ich mit dem schreiben dieses Artikels begonnen habe, habe ich den Teig für ein Brot geknetet, der jetzt gerade in unserem Omina-Backofen bäckt. Im Moment duftet es im Auto wie in einer Bachstube und der Duft nach frischem Brot läßt nur schwerlich andere Gedanken zu. Trotzdem, ich reisse mich zusammen und schreibe weiter.
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Als ich mich umschaue zähle ich vor den Geschäften rings um, sechs Männer mehr oder weniger Livriert mit einer Shotgun  bewaffnet. Wir haben uns an deren Anblick schon seit Mexiko gewöhnt aber in El Salvador sind sie tatsächlich, praktisch überall gegenwärtig. Selbst die Coca Cola Laster sind immer bewacht, während wir auf den Pepsi-Lastern noch nie einen Wachmann gesehen haben :).


Vielleicht ist an den vielen Warnungen mit denen wir auf dem Weg hier her überschüttet wurden doch etwas dran. Nach den mehr oder weniger gut gemeinten Warnungen hätten wir keine zwei Tage überleben dürfen. Gespürt haben wir davon seit der Einreise in El Salvador allerdings nichts. Ganz im Gegenteil. Schon an der Grenze ging alles sehr korrekt zu, kein einziger Versuch uns ab zu zocken, keine korrupten Polizisten auf den Strassen, keine für uns sichtbaren Gang´s, nichts worüber wir uns Sorgen hätten machen können. Eigentlich wollten wir dieses kleine Land wie fast alle Traveller in 2 Tagen auf der Panamericana durchfahren, um das Risiko eines Überfalles oder noch Schlimmeres, so gering als möglich zu halten. Geblieben sind wir dann aber über 20 Tage und nur weil wir Reisende und keine Sesshaften sind, sind wir weiter gereist. Im Gegensatz zu Guatemala macht das Land einen sehr aufgeräumten Eindruck. Die Infrastruktur ist deutlich besser. Alles wirkt professioneller. Die Leute sind extrem freundlich und hilfsbereit. Wir verbrachten Tage in heißen Quellen, bestiegen einen Vulkan, fuhren durch mit Blumen übersäte Hügellandschaften, verbrachten Tage an wunderschönen Lagunen, durften die Köstlichkeiten des Landes bei einer Lebensmittelmesse kosten, übernachteten in einem Vulkan am Kratersee, feierten Neujahr bei einer netten Familie am Strand und haben schöne Tage mit netten Leuten im Surfer-Paradies verbracht. Wir haben frischen Fisch gegrillt und gebraten und zu den traumhaften Sonnenuntergängen gab es Mojito mit einheimischem Rum, selbst gepflückten Limonen und frischer Minze.
Keinen Tag haben wir uns unsicher gefühlt. Ob wir tatsächlich sicher waren, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Das Brot ist inzwischen auch fertig. 

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