Sonntag, 31. Juli 2016

Termine, Termine und die Jagd nach einer schnellen Internetverbindung

Mein Rotary Club unterstützt schon seit einigen Jahren eine Schule in Peru. Da wir schon in der Nähe waren, wollten wir die Schule auch besuchen.
Kaum hatten wir die Grenze nach Peru überschritten erreichten uns die ersten E-Mails aus Tettnang mit Infos zur Schule und und dem Rotary Club in Cajamarca. Die Kontaktpersonen vor Ort bei Rotary und in der Schule wurden von unseren Freunden aus Tettnang über unseren bevorstehenden Besuch informiert.
Peru ist nicht Europa, wo man einfach mal an einem Tag tausend Kilometer fahren kann. An manchen Tagen ist man froh wenn man 100 Kilometer schafft. Wir haben ja noch genügend Zeit, glaubten wir und haben die Gegend um Cachapoyos wandernd erkundet.
Aber auf einmal wurde der letzte Schultag in Porcon der 21.7.2016 ein unglaublich wichtiges Datum für uns. Die E-Mails und SMS aus Tettnang, mit immer mehr Informationen und immer drängender, häuften sich. Wir bekamen das Gefühl, dass alle auf uns warten. Mit „macht Vorwärts“ endeten die Mails aus Tettnang.
Von Cachapoyos nach Cajamarca sind es gerade mal 300 Kilometer. Das müssten wir in einem Tag schaffen, dachten wir. Von unseren Tettnanger Freunden wurde unser Kommen für den nächsten Tag beim Schulleiter in Porcon angekündigt. Aber wir haben die Rechnung ohne Peru’s Strassen gemacht. Pässe über 4000m sind für uns inzwischen normal geworden, aber die Strasse war besonders eng, führte entlang an ungeschützten Bergrücken immer wieder tief hinunter in Flusstäler um sich anschliessend zum nächsten Pass hinauf zu winden. In endlosen Serpentinen ging es dann hinunter auf 600m ins Tal des Rio Maronon. Obwohl unser Kühlwasser bergauf kochte und die Bremsen beim runterfahren glühten, saßen unsere Tettnanger Freunde, der Schulleiter und der ganze Rotary Club von Cajamarca neben uns und drückten aufs Gaspedal. Vor einigen Stunden haben wir noch gefroren und jetzt am Rio Maronon schwitzten wir bei 38°C. Nachdem sie uns in diesem Backofen durch ein Flussbett umgeleitet haben, war erst mal Schluss. Es gab Sprengarbeiten, die ein Weiterkommen unmöglich machten. Am nächsten Morgen soll die Strasse zwischen 6 und 7 Uhr passierbar sein. Wir schicken eine SMS nach Tettnang und von dort wurde der Schulleiter über unsere Verspätung informiert. Jetzt wird es langsam eng. Am nächsten Morgen brechen wir noch vor Sonnenaufgang auf, damit wir noch rechtzeitig durch die gesperrte Strecke kommen. Unsere Hoffnung, dass sich die Strasse bessert wurde leider nicht erfüllt.
Die Serpentinen sind eng an die steilen Felswände gedrückt. Einspurig, ungeschützt, oft schon bergseitig abgebrochen, was die Durchfahrt noch interessanter machte. Ganz selten gab es Ausweichstellen, so dass immer wieder halsbrecherisches Rückwärtsfahren bei Gegenverkehr notwendig wurden. Normalerweise bin ich recht schwindelfrei aber nach einiger Zeit vermeide ich es in die Abgründe zu blicken. Edda redet schon lange nichts mehr, sie sitzt blass neben mir und ihr Blick ist stur nach Vorne gerichtet. Porcon, wir kommen. Nach einem Ort, ich habe den Namen vergessen, wurde die Strasse auf einmal zweispurig, super ausgebaut und neu asphaltiert. Die Gegend ist jetzt von Milchwirtschaft dominiert. Die Bauern bringen ihre Milch in Kannen, die von Eseln getragen werden, von den Bergen in die vielen kleinen Käsereien entlang der Strasse. Edda redete wieder mit mir und um 13Uhr fuhren wir auf den Schulhof von Porcon wo Carlos schon wartete. Seine Einladung zum Mittagessen nahmen wir gerne an. So eine aufregende Fahrt mit den vielen Beifahrern macht hungrig, zu mal das Frühstück wegen des frühen Aufbruchs auch nicht üppig ausgefallen ist.
Der Schulleiter war ein wenig nervös, weil in der Schule die Köpfe rauchten. Die Schüler steckten mitten im Examen. Trotz des Stresses dem sie ausgesetzt waren freuten sie sich über den Besuch. Wir wollten sie nicht stören und schlichen uns leise durch die Schule. Die Schule macht auf uns einen sehr guten Eindruck. Der Schulleiter und einige andere Lehrer erzählten uns viel über die Schule. Leider können wir die Inhalte nicht wieder geben. Erzählt ist eben noch lange nicht verstanden. Der Schulleiter hat sich sehr viel Zeit für uns genommen, obwohl unser Besuch zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt statt fand. Schuljahresende, Prüfungen und wohl neue Lehrpläne von der Regierung. Am Abend besuchten wir noch das Meeting „unserer“ Rotarier. Sie hatten einen Volontär aus Deutschland mitgebracht, der gerade ein freiwilliges Jahr in einer Behindertenschule macht. Der junge Mann war natürlich von der Terminologie von Rotary völlig überfordert, so dass wir wieder auf direkte Kommunikation übergingen. Bis neun Uhr wurde über verschiedene Projekte geredet und dann wechselten wir in ein nahe gelegenes Restaurant und liessen den Abend bei einem leckeren Essen und einigen Flaschen Wein ausklingen. Trotz den Verständigungsproblemen hatten wir einen sehr schönen Abend mit netten Gesprächen. Ich wundere mich immer wieder, wie wenige Wörter man braucht, um sich zu verstehen.
Einen Tag um die Gegend von Cajamarca anzusehen und schon wartete der nächste Termin auf uns. Die Aufsichtsratssitzung von TANNER stand vor der Tür. In Peru´s Anden sind die Internetverbindungen oft sehr unzuverlässig und langsam. Nicht geeignet für eine Videokonferenz. Wir entschlossen uns nach Trujillo an die Küste zu fahren, weil wir dort eine bessere Internetverbindung vermuteten. Die Aussicht, mal wieder etwas Wärme zu tanken, war auch sehr verlockend, obwohl es bedeutet, zwei volle Tage durch die Anden zu kurven und sich dann in nur 100km, nach dem letzten Paß auf 4200m hinunter auf Meereshöhe zu schrauben. 
Randbemerkung: Wenn man den Druckausgleich geschafft hat, fühlt man sich auf Meereshöhe wie neu geboren, wenn man sich zuvor lange Zeit in Höhen zwischen 3000 und 4000m aufgehalten hat.
Unsere Vermutung wegen des schnellen Internets hatte sich bestätigt. Ich konnte an der Aufsichtsratssitzung teilnehmen. Inzwischen sind wir wieder zurück in den Anden, mitten in der grandiosen Landschaft der Cordillera Blanca. 

Einige Eindrücke auf unserer Strecke von Termin zu Termin.









Schüler in Porcon bei der Prüf






Seht mal den Strassenverlauf 


















Unser Badezimmer. Das heiße Wasser kommt direkt aus dem Felsen. 






So sieht die Flasche aus, wenn man von 4000 auf 0 fährt. Umgekehrt macht es Bum 













Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen