Dienstag, 9. Februar 2016

Grenzmarathon - Zwei Grenzen an einem Tag

Eigentlich ist es blöde es zu machen, aber alle tun es. Auch wir taten es und hinterher haben wir uns darüber geärgert.Es ist einer der seltenen blöden Tage an denen morgens bei uns der Wecker klingelt und es ist 5:30Uhr. Gestern haben wir mit einem, oder waren es zwei Gläser Wein, ist auch egal, an die genaue Zahl kann ich mich eh nicht mehr erinnern, unseren Abschied von El Salvador gefeiert, oder betrunken, genau weiß ich das nicht mehr. Auf jeden Fall klingelt jetzt der Wecker und das bedeutet nichts Gutes. Immer wenn der Wecker klingelt bedeutet das, kein guter Tag, obwohl ich im Moment noch nicht genau weiss warum.  Edda ist da morgens immer fixer und erklärt mir was los ist.
 „Komm jetzt, aufstehen, wir haben heute zwei Grenzen vor uns“
„Oh nein, komm wir bleiben noch einen Tag“
„Steh jetzt auf, wir müssen um acht an der Grenze sein“
Wiederstrebend ergebe ich mich und schäle mich aus dem Bett, obwohl ich immer noch nicht genau weiss, wozu die ganze Aktion gut sein soll.
Eine kalte Dusche, Zähne putzen, schwarzer Kaffee und die Erinnerung kommt langsam zurück. Um den Banditen und den korrupten Polizisten, die auf der kurzen Strecke in Honduras zwischen El Salvador und Nicaragua lauern sollen, zu entkommen, haben wir wie alle Traveller die diese Route nehmen, geplant ohne einen Halt, Honduras zu durchqueren.
Kurz vor acht sind wir an der ersten Grenze. Die Ausreise aus El Salvador ist völlig easy. Am ersten Kontrollposten haben wir uns einen Volontär genommen, der die üblichen Botengänge für uns erledigte. Zuerst eine Kopie der Pässe bei der Einreisepolizei abliefern und in die Pässe den Ausreisestempel holen, hundert Meter weiter eine Kopie vom Ausreisestempel machen lassen, zurück zur Polizei und Kopie abliefern. Der nächste Gang führt unseren Volontär zum Zoll, fragen welche Papiere notwendig sind. Fahrzeugschein, Führerschein, Pass und Zolldokument, welches uns bei der Einreise ausgestellt wurde und natürlich von allem eine Kopie. Mit unseren Originaldokumenten zum Copyshop, dann zum Zoll. Beim Zoll gibt es einen Stempel auf das Zolldokument. Von diesem gestempelten Zolldokument brauchen wir drei Kopien eine für den Zoll, eine für uns und eine für die letzte Kontrolle bevor wir El Salvador endgültig verlassen. Wie gesagt alles ganz easy, wir konnten das praktisch vom Fahrersitz aus erledigen. Unser Volontär bekommt für die ganze Lauferei 5 Dollar und alle sind glücklich.
Die Einreise in Honduras ist etwas komplexer. Hier entscheiden wir uns für einen „Profi“ als Helfer. Trotz des Profis müssen wir immer selbst an den verschieden Schaltern anstehen. Sinnigerweise sind die Sprechlöcher in den dunklen Glasscheiben immer so tief, dass wir gebückt vor dem Beamten stehen müssen um mit ihm zu sprechen. Für die vielen Kopien die wir immer für jeden Stempel brauchen rennt unser Profi allerdings immer selbst los. Die Preise der Gebühren an den verschiedenen Schaltern handelt unser Profi aus und uns beschleicht das Gefühl, dass es dadurch nicht billiger wird. Aber egal, die paar Dollar machen uns nicht arm und die müssen alle auch leben. Nach 2 Stunden haben wir alle Papiere zusammen und die haben wieder einen Haufen Kopien. Was die am Zoll immer mit den Mengen an Kopien machen will ich gar nicht wissen. Bevor wir aber los fahren können, kommt noch einer vom Zoll und schlägt uns ein Deal vor. Für 10 Doller können wir uns die Fahrzeugdurchsuchung ersparen. Machen wir, nicht weil wir etwas schmuggeln, aber wir haben auch keine Lust dass einer von den Typen unser Auto durchsucht. Bevor wir aber endgültig starten konnten, brachten wir noch ein paar Reflektoren, die wir nebenan in einer Tienda für 12 Dollar kauften und rund ums Auto aufklebten. Das soll Vorschrift sein für Kleinbusse und wir wollen der, wie alle sagen, korrupten Polizei in Honduras keinen Grund geben. Allerdings wir haben bei unserer Durchfahrt durch Honduras gar keine Polizei gesehen. Und entgegen unserer Absicht ohne Stop durch zu fahren sind wir, nachdem auf uns überhaupt nichts gefährlich gewirkt hat, in einem netten Lokal eingekehrt und haben ausgezeichnet zu Mittag gegessen. Überhaupt hatten wir das Gefühl, wir hätten ruhig einige Wochen in Honduras bleiben können. Nach einigen Stunden Cowboyland, blauem Himmel mit schneeweisen Wolken, gelb leuchtender Hügellandschaft, Pferde, Rinder, Reiter und Ranch Häuser mit langen Schleppdächern über den großzügigen Holzterrassen auf denen die Leute im Schatten und in Schaukelstühlen der Mittagssonne trotzten, erreichten wir die Grenze zu Nicaragua. Die Ausreise aus Honduras hat keine halbe Stunde gedauert und wir benötigten eine minimale Anzahl an Kopien.
Die Einreise nach Nicaragua war erwartungsgemäß, wieder mit mehr Bürokratie und viel mehr Kopien, entsprechend kompliziert und langwierig. Wir haben uns wieder einen netten Volontär genommen, der für uns die meisten Botengänge übernahm. In Nicaragua gibt es auch wieder eine Versicherungspflicht für Autos und entsprechend die Möglichkeit an der Grenze eine Versicherung abzuschließen. Die 12 Dollar für die Versicherung haben wir gerne bezahlt, nachdem wir die Länder Guatemala, El Salvador und Honduras ohne Versicherung und immer mit einem schlechten Gewissen durchfahren haben. Nach knapp einer Stunde hatten wir all unsere Papiere beisammen. Nach einem Besuch im Duty Free Shop sind wir eingedeckt mit einigen Flaschen Wein und einer Kiste Zigarren mit einem guten Gefühl nach Nicaragua gefahren.
Willkommen in Nicaragua im sichersten Land in Zentralamerika.













Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen