Dienstag, 9. Februar 2016

„Kennst Du eine Werkstatt für unseren Toyota“

„Sag mal Clemens, du kennst hier doch sicher eine gute KFZ-Werkstatt“„Nein“
„Aber Du bist doch KFZ-Ingenieur und lebst seit 20 Jahren hier“
„Eben!“
Ich verstehe nicht, warum der sonst so gesprächige Clemens so kurz angebunden ist. Aber dann fängt er doch an zu erzählen.
„Ich habe einige Jahre hier in Nicaragua als Entwicklungshelfer gearbeitet und ich habe KFZ-Mechaniker ausgebildet“ sagt er in seinem breiten sächsisch, grinsend fügt er hinzu:
„Ich weiß was die alles nicht können. Was willst Du den machen lassen?“
„Ich sollte die Bremsbeläge wechseln lassen. Die Beläge habe ich dabei.“
„Ich kenne natürlich einen guten Mechaniker, der bei mir alles macht. Soll ich ihn anrufen“
„Ja, wenn der das kann. Wo macht er es“
„Na hier, auf dem Parkplatz“
„Gut, dann machen wir das so“
Clemens greift zum Telefon und ruft seinen Mechaniker an. Nach einem kurzen Gespräch sagt er
„Er kommt“
„Wann“
„Hör mal, wir sind in Nicaragua… gesagt hat er, gleich. Das kann eine halbe oder auch zwei Stunden bedeuten, aber für die Arbeit braucht er maximal zwei Stunden“ sagt er und läuft weg.
Clemens hat sich während seiner Entwicklungshelfer Zeit in Nicaragua und das Land verliebt. Nach Nicaragua hat er in Deutschland KFZ-Technik studiert, danach ist er wieder zurück nach Nicaragua und hat ein Hotel gebaut, dass er jetzt nach neunzehn Jahren gerade verkauft. Die neuen Eigentümer, ein Paar aus den USA, sind schon da und entsprechend gestresst ist er im Moment mit dem ganzen Abwicklungskram. In Zukunft will er sich nur noch mit seinem zweiten Standbein, dem bauen und verkaufen von Häusern beschäftigen. Seit er 60 ist, hat er sich vorgenommen nicht mehr, mehr als 10 Stunden pro Tag zu arbeiten.
Inzwischen sind kaum 10 Minuten vergangen und Carlos der Mechaniker kommt mit seiner mobilen Werkstatt in den Hof gefahren. Er steigt von seinem Moped und packt auch gleich seine Mobile Werkstatt, die er lässig in seiner Gesässtasche bei sich trägt, aus.


Edda macht das nervös.
„Meinst du, der kann das“ sagt sie mit einem besorgten Gesicht zu mir.
Auch ich bin einigermassen überrascht beim Anblick der mobilen Werkstatt. Beruhige sie aber indem ich sage:
„Wenn Clemens sagt, der kann das, dann kann der das auch.“
Inzwischen ist auch Clemens wieder zu uns gestoßen und erklärt Carlos was zu tun ist.
„Kannst Du ihm deinen Wagenheber und das Radkreuz geben“ sagt Clemens zu mir.
Edda bringt sofort den Einwand „ja, hat der keinen richtigen Wagenheber dabei, so einen auf Rädern zum hoch pumpen“
„Wie soll der den denn auf seinem Moped transportieren, der ist natürlich davon ausgegangen, dass ihr einen Wagenheber im Auto habt. Habt ihr keinen?“
„Doch natürlich, aber das ist nur ein kleiner“ sagt Edda.
„Na dann raus damit, das geht schon“
Edda zerrt widerwillig den Wagenheber unter dem Beifahrersitz heraus, während ich vom Dach die Bremsbeläge hole. 
Ein kurzer Blick auf die Teile und Carlos beginnt mit seiner Arbeit. 



Schon nach kurzer Zeit sehen wir, soweit wir das beurteilen können, dass Carlos sein Handwerk versteht. Zwei Stunden später sind alle Beläge gewechselt. Die Bremsscheiben haben wir umsonst mit geschleppt, die alten sind noch völlig in Ordnung und halten noch mindestens bis zum Ende unserer Reise. Eine Probefahrt mit einigen Bremsversuchen zeigen das alles O.K. ist. 40 Dollar wechseln den Besitzer, Carlos rollt mit seiner Mobilen Werkstatt wieder vom Hof und wir haben für den Rest unserer Reise vermutlich Ruhe mit den Bremsen. 
Clemens laden wir an dem Abend zum Gattnauer Einmachfleisch ein und er bekommt auch ein Stück von unserem selbst gebackenen Brot.

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