Dienstag, 9. Februar 2016

Nicaragua, ein Land zum Verlieben.

Das erste, was uns in Nicaragua auffällt, sind die die fehlenden, mit Shotgun’s bewaffneten Wachleute. Viele Leute sind mit einem Fahrrad unterwegs noch mehr reiten auf Pferden oder sind mit Pferde- oder Ochsenfuhrwerken die gleichberechtigt die guten Strassen mit den Autos und Trucks teilen. 

In jedem Ort gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 25km/h wegen Schülerübergängen. Ich weiß nicht, ob es nur Einbildung ist, aber die Menschen machen einen gebildeteren Eindruck als z.B. in El Salvador oder Guatemala. Über Honduras können wir nichts sagen. Nicaragua ist das Sicherste aber auch das Ärmste Land in Zentralamerika. Wenn wir aber an Armut denken, dann haben wir hungernde, obdachlose Menschen vor Augen. Die Armut in Nicaragua sieht anders aus. Die Buben werden nach der Schule von ihren Pferden abgeholt, mit denen sie wieder nach Hause reiten, die Mädels radeln mit lautem Geplapper hinterher. Nach Feierabend gehen die Leute nicht in die Kneipe oder sehen im Fernsehen die 1789zigste Serie der Seifenoper „Liebe die verboten ist“ an, sondern stellen ihre Schaukelstühle auf die Gehwege, unterhalten sich mit Freunden und Familie und jeder der vorbei kommt wir in das Gespräch mit einbezogen. Die Kinder spielen ihren Nationalsport mit einem selbst geschnitztem Baseball-Schläger und einem vom Vater genähten Ball aus Rindsleder. An den Kassen der Supermärkte stehen keine Regale die überborden mit Süssigkeiten die schon manche Mutter in eine tiefe Verzweiflung gestürzt hat, so dass sie dringen einen Schnaps braucht, der praktischer Weise, auch direkt an der Kasse in kleinen Fläschchen angeboten wir. 

Stattdessen sind die Regale an den Kassen gefüllt mit Tolstoi, Carroll, Molièré, Kafka, Goethe, Destoievski etc. Ob das für die Eltern auf Dauer bekömmlicher ist?  Sie essen öfter Bohnen mit Reis und gesäuertem, scharfem Weisskohl, als Fleisch. Die Jugendlichen treffen sich mit ihren Smartphones in den Parks, weil es dort immer einen Zugang, über ein freies WLAN zum Internet gibt. 

Es gibt kleine Fabriken und Betriebe in denen produziert wird. Ihre Häuser sind klein und einfach aber sehr ordentlich. Kein Müll und Plastik ums Haus. Entgegen den Nachbarländern sieht man auf den Strassen anstatt den amerikanischen SUV´s eher bescheidene, oft  auch etwas ältere Japaner, Mopeds und Fahrräder.  Auf dem Land sind die Nebenstrassen nicht geteert, oft gepflastert oder naturbelassen und das Pferd ist neben dem Chickenbus das wichtigste Verkehrsmittel. Das Gemüse und Obst, dass die Bauern, meist mit Ochsen oder Pferdekarren auf die Märkte bringen ist frisch und schmeckt wunderbar. In Esteli fertigen sie in den Tabakmanufakturen nicht nur himmlische Zigarren, sondern die Männer tragen auch breite Gürtel mit breiten verzierten Schnallen und handgefertigte Cowboystiefel.
Ich bin kein Sozialromantiker, trotzdem möchte ich zwischen arm und einfach unterscheiden. Mir scheint, die Leute sind relativ fleissig, lachen zwar nicht jeden Ausländer dümmlich an, aber trotzdem sind sie sehr freundlich und hilfsbereit und wie mir scheint auch stolz auf dass, was sie selbst geschaffen haben.
Für Leute, die ihren Urlaub nicht in einem 4 Sterne Hotel, all inclusive am Strand verbringen wollen, sondern individuell ein Land entdecken und bereisen wollen, ist Nicaragua ein absoluter Tip. Wilde Canyon’s, liebenswürdige Kolonialstädte, Vulkanbesteigungen, phantastische Strände, Urwald-  und Bergwanderungen, Tabakfelder und Zigarrenfabriken, Miradore mit phantastischen Aussichten, Reitausflüge durch ausgedehnte Wälder- und Flußlandschaften, das Leben auf einer Ranch, und natürlich eine freundliche und hilfsbereite Bevölkerung. Alles easy go. Als Geheimtip würde ich Nicaragua nicht mehr bezeichnen, dafür wissen dass schon zu viele, vor allem junge Leute aus der ganzen Welt. Es ist auch ein Vorteil, dass es eine touristische Infrastruktur gibt. Ein leckeres Essen in einem gemütlichen Restaurant, ein Bier oder Cocktail in einer tollen Bar mit Livemusik, ein leckeres Eis oder Espresso in einem schattigen Tropengarten geniessen, gehört einfach zu einem schönen Urlaub.Es ist schon seltsam, noch vor 20 bis 30  Jahren kamen junge Leute aus der ganzen Welt als Erntehelfer nach Nicaragua und heute kommen deren Kinder und auch die Anderen, als Touristen.
Wir hatten eine schöne Zeit in Nicaragua, ich hatte allerdings immer wieder Ärger mit Edda, weil ich „unnötigerweise“ zu oft Staub- und Schotterpisten genommen habe.  Hinter den abgelegenen Staubpisten gibt es noch ein anderes Nicaragua zu entdecken. Ein Zentralamerika, eine Welt aus dem vorigen Jahrhundert. Ich mag das.
Wie immer gilt, dass sind alles meine individuellen Beobachtungen und Eindrücke, nicht vollständig beschrieben und sie müssen nicht zwangsläufig zu 100% mit der Realität übereinstimmen.
Ich stelle Euch auch noch eine Bildersammlung zusammen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen